Luxus ist Üppigkeit, Ausschweifung und Verschwendung. Das ist nicht böse, sondern der Normalzustand der Schöpfung. Böse ist, wenn die einen mehr als genug und die anderen gar nichts bekommen.
Neulich stieß ich auf diesen Aphorismus: »Jede Art von Luxus hat eine Verbindung zum Bösen.« Der Satz stammt von John Woolman (1720-1772), einem US-amerikanischen Quäkerprediger.
Diese Aussage erinnert an die protestantische Tradition, Reichtum zwar als Segen Gottes zu betrachten, Luxus und Verschwendung und vor allem das Vergnügen am Überfluss aber strikt abzulehnen. Kurzum: Reich sein ist okay, solange man seinen Reichtum nicht verschwendet und genießt.
Paradoxerweise hat diese protestantische Ethik nicht dazu geführt, dass der Überfluss besser verteilt wird und alle etwas bekommen, sondern dazu, dass die Reichen immer reicher werden.
Und damit wird ja dann leider – wie es so schön heißt – das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
John Woolman bezeichnete es aber als »Luxus«, wenn jemand Sklaven hielt, um selbst nicht mehr arbeiten zu müssen. Und John Woolman war einer der vehementesten Gegner der Sklaverei in Amerika. Er boykottierte Erzeugnisse, die durch Sklavenarbeit entstanden waren.
Und dieser Boykott bezog sich nicht nur auf die Sklavenarbeit von Menschen, sondern auch auf die von Tieren: Woolman war deshalb Vegetarier und forderte »wahre Gerechtigkeit und Güte, nicht nur gegenüber allen Menschen, sondern auch Tieren gegenüber«.
Ich bin in einem Punkt nicht ganz einverstanden mit Woolman: Nicht jede Art von Luxus hat eine Verbindung zum Bösen, sondern jede Art von Sklavenhaltung IST böse.
Nennen wir die Dinge doch beim Namen.
Luxus ist doch nicht, wenn sich ein paar Leute für 2.000 Euro eine Flasche Champagner kaufen können.
Luxus ist auch nicht, wenn ein Prozent der Menschheit die Hälfte des gesamten Vermögens der Menschheit besitzt.
Andere auszuschließen, ist kein Luxus, das ist einfach nur dumm, leer und freudlos.
Luxus ist das wahre Wesen der Schöpfung: Luxus ist das Überflüssige, die Verschwendung. Ich brauche nur in meinen Garten zu schauen, der im Moment vor lauter Üppigkeit gar nicht weiß, wohin mit sich, um zu erkennen, dass Luxus nicht per se etwas Böses sein kann. Überfluss und Verschwendung scheinen eher den Normalzustand der Natur darzustellen. Das ist ein Ausdruck von Segen und Freude.
Also nicht: Schluss mit Luxus. Sondern lasst uns endlich anfangen, den wahren Luxus zu erkennen – und zu teilen.
Pace e bene
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich empfange Segen.
AUSATMEN
Ich gebe Segen weiter.
JOURNAL
Wo und wie und mit wem erfährst Du wahren Luxus?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Ich hab mich entschieden, meiner Spiritualität wieder mehr Raum in meinem Leben zu geben.«
Edith
EREMOS-WOCHEN
PERLENGEBET
… der mit uns in den Himmel aufgefahren ist.