Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Dass Dinge geliebt und Menschen benutzt werden, ist der Grund dafür, dass sich die Welt im Chaos befindet.
Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama (* 1935)
Die Vereinten Nationen haben den 17. Oktober zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut erklärt. Das ist heute.
Einen franziskanisch gesinnten Menschen muss das nachdenklich machen, denn Franz von Assisi lebte doch in selbstgewählter Armut und erhob die Armut gar zum geistlichen Ideal.
Und Jesus predigte: Selig die Armen!
Es ist aber völlig klar, dass Jesus und Franziskus nicht gemeint haben können, dass wir alle Hunger und Not leiden sollen. Das wäre eine perverse Spiritualität. Das franziskanisch-christliche Armutsideal ist kein Askese-Training auf einem Erleuchtungsweg.
Die christliche und franziskanische Spiritualität erschöpft sich auch nicht in reiner Nächstenliebe – Franziskus hat keine Hilfsorganisation gegründet. Es soll sich ausdrücklich niemand als gönnerhafte*r Wohltäter*in gerieren.
Es kann zuallererst nur um eine Haltung der Solidarität gehen: sich ganz unspektakulär an die Seite der Armen und Notleidenden stellen, ihren Anliegen womöglich Gehör verschaffen, ihren Widerstand gegen Elend und Ausgrenzung teilen und auch würdigen und sich mit ihnen für Gerechtigkeit einsetzen.
Daraus ergibt sich im Grunde selbst ein Lebensstil, der auf Einfachheit und Gemeinschaft ausgerichtet ist und nicht auf Exklusivität.
Diese Haltung der Solidarität und Nichtexklusivität ist möglich, wenn ich auch meine eigene Bedürftigkeit nicht fürchte, sondern annehmen kann, und mich geliebt weiß ohne Bedingungen.
Ich muss dann nicht mehr Dinge lieben oder Menschen »benutzen«, um mich meines Selbstwertes zu vergewissern.
Ich lasse auch mich nicht benutzen, sprich: Ich muss nicht über die Grenzen meiner Würde gehen für vermeintliche Liebe und Anerkennung.
Die »geistliche« Armut macht frei und ermöglicht echte, mitfühlende Gemeinschaft. Und sie verwandelt Chaos in Frieden.
Pace e bene,
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Liebe umgibt mich.
AUSATMEN
Ich hüte meine Würde.
JOURNAL
Wo gehst Du über Deine Grenzen, um Dich geliebt zu fühlen?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Ich schaue mehr auf mich und die Themen, die mich beschäftigen, meditiere.«
Olga
EREMOS-WOCHEN
GEBET
Große Liebe,
Du bist der Boden,
auf dem ich gehe.
Dein Wohlwollen
und Deine Zärtlichkeit
umgeben mich
zu jeder Zeit.
Du erfüllst mein Herz,
bis ich wie Du
eine große Liebe bin.
Hilf mir,
meine Würde zu hüten.
Amen.
PERLENGEBET
…, der mit uns auferstanden ist.