Es ist leicht, sich eine Persönlichkeit »von der Stange« zuzulegen. Das wahre Abenteuer besteht darin, eine Maßanfertigung zu sein. Dann brauchst Du Dir auch keine Sorgen zu machen, ob Du ins Schema passt.

Mein Großer war jetzt zum ersten Mal alleine im Urlaub.

Gut, nicht ganz alleine.

Er war unterwegs mit einem Schulfreund und dessen Eltern.

Ich merke aber, dass es mich Überwindung gekostet hat, das zuzulassen.

Und als wir uns verabschiedet haben, dachte ich: Hoffentlich passiert Dir nichts, pass auf Dich auf.

Ich glaube, das ist normal.

Ich glaube auch, dass meine Sorge ein Ausdruck von Elternliebe ist.

Denn diese Liebe sagt nichts anderes als: »Ich will, dass Du bist.« und »Ich will, dass Du glücklich bist.«.

Alle Kinder haben ein Recht darauf, so geliebt zu werden. Bedingungslos.

Sie haben aber auch ein Recht darauf, den Rahmen, den wir als Eltern setzen, und die Grenzen, die wir einziehen, irgendwann zu verlassen und zu überschreiten, um wirklich auf eigenen Beinen stehen zu können.

»Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen«, heißt es im Sprichwort.

Und es braucht mehr als Elternliebe, um wirklich erwachsen werden zu können.

Wo sind die Räume, die unseren Kindern das ermöglichen?

Wo sind die Menschen, die unsere Kinder lehren, erwachsen zu sein und ihre – maßangefertigte – Persönlichkeit zu entwickeln?

Was tun wir, wenn unsere traditionellen Initiationsriten (z. B. Konfirmation und Firmung) verkümmert sind?

Welche Alternativen gibt es?

Nicht nur ich stelle mir diese Fragen.

Sie kommen auch aus dem großen Kreis, und deshalb sind sie heute Thema im Podcast.

Ich hole mir Rat von einem Ältesten: Peter Maier, der als einer der ersten in Deutschland Initiationsrituale für Jugendliche angeboten hat.

Einen gesegneten Sonntag wünsche ich Dir.

Pace e bene

br. Jan