Nichts ist je über Gott gesagt worden, das nicht zuvor schon besser gesagt worden wäre durch den Wind in den Kiefern.
Thomas Merton (1915-1968)
Ich fürchte, sehr traditionalistische Christen (egal welcher Konfession), die die Bibel wörtlich nehmen, werden nicht mögen, was jetzt kommt.
Ich sage: Du wirst Gott nicht in der Bibel finden, wenn Du Gott nicht zuvor und zugleich in der Natur gefunden hast.
Wenn Du also wirklich Gott suchst – und nicht nur ein Abziehbild -, dann leg die Bibel zur Seite und beweg Deinen Allerwertesten hinaus.
Und nicht nur ich sage das.
Die Bibel selbst erzählt genau das (und ich frage mich oft, warum Halleluja-Schlümpfe eigentlich nicht genau DAS wörtlich nehmen, sondern alle möglichen anderen Aussagen, die verdächtigerweise exakt ihr Weltbild untermauern).
Hier einige Beispiele: Mose begegnet Gott in der Wüste. Elija ebenfalls. Ganz zu schweigen von Hiob. Und Jesus selbst »lebte bei den wilden Tieren« (Mk 1,13) und zog sich zum Beten nicht in die Synagoge zurück, sondern ging an einen »einsamen Ort«. Auffällig häufig predigte er in Naturgleichnissen.
Und deshalb sage ich auch nicht: Wirf die Bibel weg. Ich sage nicht, sie wird nicht mehr gebraucht.
Eher so: Wenn das Sinn ergeben soll, was die Bibel erzählt, dann braucht es zuvor eine Erfahrung, wie sie Mose, Jesus und Co. gemacht haben. Eine ökospirituelle Erfahrung ganz offensichtlich.
Und da kommen wir zum entscheidenden Punkt: Mit der Bibel geht es uns in der westlichen Weltsicht nämlich ganz ähnlich wie mit der Natur.
So wie wir als Zuschauer die Natur nur wie ein Gegenüber betrachten und behandeln gehen wir meist auch mit der Heiligen Schrift um.
Wir können ihre Geschichten analysieren und interpretieren – oder sie auch sehr schlicht und wenig ergreifend einfach wörtlich nehmen. Aber das bleibt – so oder so – eine ziemlich blutleere Sache, eine Idee, die wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat, in der wir leben.
Die Natur ist die »erste Bibel« und wenn wir die wieder »lesen« lernen, ergibt auch die geschriebene »zweite Bibel« wieder Sinn – und vielleicht sogar einen ganz neuen (der nicht bloß das bestätigt, was wir sowieso schon wissen).
Das ist es übrigens, was wir Wilde Weisheit nennen.
Ich wünsche Dir einen gesegneten Sonntag.
Pace e bene
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich halte inne …
AUSATMEN
… und sehe die Wunder, die das Leben bereithält.
JOURNAL
Wenn ich in der Natur bin … (erzähle wahrhaftig, ohne schönzureden)
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Erdung ist die Basis für spirituelles Wachstum – dieses Wissen wird mehr und mehr zu einer Erfahrung. Bei meiner täglichen Runde frühmorgens in die Natur achte ich mehr darauf, was mir die Natur für Botschaften und Impulse gibt, anstatt nur in mich zu horchen und meine ›Probleme‹ in den Wald zu tragen.«
Hedwig
WILDE WEISHEIT
PERLENGEBET
… der mit uns auferstanden ist.